EZB-Entscheidung

Erneute Leitzinssenkung – Auswirkungen auf Kreditkarten- und Kontoinhaber und Sparer

·Meldung·Kreditkarten123.de

Wie erwartet hat die Europäische Zentralbank erneut den Leitzins gesenkt – auf nun 2,5%. Was der Schritt für Bankkunden und Anleger bedeutet.

Das EZB-Gebäude in Frankfurt bei Nacht (im Vordergrund der Skatepark Hafenpark)
Bild: Paul Fiedler / Unsplash
Das EZB-Gebäude in Frankfurt bei Nacht (im Vordergrund der Skatepark Hafenpark)

Die Europäische Zentralbank setzt ihren Kurs der kontinuierlichen Zinssenkungen wie allgemein erwartet fort. Nach den letzten beiden Senkungen auf 3% im Dezember und auf 2,75% Ende Januar führt der heutige Schritt – erneut um den obligatorischen Viertelprozentpunkt – den Einlagenzins auf 2,5%.

Damit ist der Leitzins weiter auf bestem Wege, sich seit seinem Höchststand (4% zwischen September 2023 und Juni 2024) glatt zu halbieren.

Was Leitzinssenkungen für Bankkunden bedeuten

Für Girokontokunden und Kreditkarteninhaber bringt der sinkende Leitzins naturgemäß gewisse Auswirkungen mit sich – nicht zwangsläufig unmittelbar (wenn Banken Leitzinsveränderungen an Verbraucher weitergeben, dann üblicherweise mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung), aber doch absehbar.

Während Kreditnehmer profitieren, stehen Sparer oft vor Herausforderungen. Leitzinssenkungen beeinflussen also auch das Finanzverhalten von Verbrauchern.

Kreditkarteninhaber

Wer seine oder ihre Kreditkartenabrechnung regelmäßig nicht vollständig ausgleicht, sondern von der Möglichkeit flexibler Teilrückzahlung gebrauch macht, profitiert grundsätzlich von sinkenden Leitzinsen. Die Banken refinanzieren sich günstiger, was mittelfristig zu niedrigeren Kreditzinsen führen kann.

Während jedoch klassische Ratenkreditzinsen meist relativ schnell angepasst werden, sind Kreditkartenzinsen oft weniger flexibel. Das liegt daran, dass viele Kreditkartenanbieter nicht direkt an den Leitzins gekoppelt sind, sondern an andere Referenzzinsen wie den EURIBOR oder den Prime Rate.

Zudem verspüren Kreditkartenherausgeber oft wenig Anreiz, Zinssenkungen direkt an den Verbraucher weiterzugeben, da revolvierende Kreditlinien ein lukratives Geschäft sind. Es kann mitunter Wochen oder gar Monate dauern, bis eine Senkung der Kreditkartenzinsen eintritt – wenn überhaupt.

Kreditkarteninhaber profitieren also tendenziell am spätesten von Leitzinssenkungen.

Inhaber von Girokonten

Für Girokontoinhaber spielen zwei Aspekte eine Rolle: Dispozinsen und mögliche Guthabenzinsen.

Dispositionskredite ("Dispo") sind tendenziell eine der teuersten Kreditarten für Verbraucher. Banken setzen diese Zinsen zwar oft nach unten, wenn der Leitzins fällt – jedoch ebenfalls mit Verzögerung (allerdings erfahrungsgemäß oft schneller als Kreditkartenzinsen) und oft nicht in vollem Umfang.

Während sinkende Dispo- (und Kreditkarten-)Zinsen für Verbraucher positiv sind, sinken jedoch auch Konto-Guthabenzinsen – wenn die Bank solche Zinsen auf dem Girokonto überhaupt anbietet; mittlerweile sind Guthabenzinsen eine seltene Ausnahme.

Sparer

Sparer bekommen Leitzinssenkungen üblicherweise am schnellsten zu spüren – teils direkt, teils mittelbar. Es kommt darauf an, wie ein Verbraucher spart – wer auf kurzfristige sichere Einlagen setzt (z.B. Tagesgeld), auf den haben Leitzinssenkungen direkte (und kurzfristigere) Auswirkungen. Wer eher langfristig angelegte (und mit vergleichsweise höheren Risiken behaftete) Anlageformen bevorzugt – etwa Aktien, Fonds, ETFs oder auch Kryptowährungen – ist nur indirekt betroffen:

Tagesgeldsparer sind üblicherweise vergleichsweise kurzfristig von Leitzinssenkungen betroffen: Banken orientieren die Zinsen auf Tagesgeldkonten direkt am Leitzins. Zwar geschieht die Anpassung auch hier üblicherweise mit Verzögerung, aber üblicherweise merklich schneller (meist nur wenige Wochen) als z.B. bei Kreditkartenzinsen.

Es ist hier auch zu unterscheiden zwischen regulären Tagesgeld-Zinsen und Aktionszinsen für Neukunden. Zinsen für Bestandskunden werden häufig schneller angeglichen. Mit etwas zeitlichen Abstand folgt dann üblicherweise auch die Anpassung für Aktions-Zinsen.

💡
Tipp
:
Wer von Tagesgeld-Aktionen noch zu aktuellen (höheren) Zinssätzen profitieren möchte, sollte nicht zu lange warten. Es dürfte zwar noch etwas dauern, bis nach der heutigen Leitzinssenkung auch Aktions-Zinsen sinken. Aber erst mit abgeschlossener Eröffnung eines neuen Tagesgeldkontos ist der jeweils gültige Aktionszinssatz auch tatsächlich "eingeloggt". Denn: Zeitlich begrenzte Aktionszinsen für einzelne Kunden werden während der Laufzeit einer Aktion in der Regel nicht gesenkt; es gilt der Aktionszinssatz zum Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Tagesgeldkontos (ähnlich wie einmal abgeschlossene Festgelder ihren garantierten Zinssatz über die komplette Laufzeit behalten). Aktuelle Tagesgeld-Aktionen finden Sie in unseren Kreditkarten mit Tagesgeld-Aktion.

Wertpapieranleger und Investoren in neue, alternative Anlageprodukte (wie etwa Kryptowährungen) haben zwar in der Regel keine direkten Auswirkungen von Leitzinssenkungen zu erwarten – es gibt jedoch indirekte Implikationen, die es zu bedenken gilt:

  • Aktien: Da niedrigere Zinsen festverzinsliche Anlagen (z.B. Tages-, aber auch Festgeld) weniger attraktiv machen, können Investitionen in Aktien attraktiver werden. Zudem profitieren Unternehmen von günstigeren Finanzierungsbedingungen (sie können sich Geld für Investitionen günstiger leihen), was Aktienkurse positiv beeinflussen kann. Es ist nur eine sehr grobe Faustregel, ganz generell lässt sich aber sagen: Tendenziell haben sinkende Zinsen für Aktieninvestoren eher positive Auswirkungen.
  • Fonds und ETFs: Hier gilt Ähnliches: Rentenfonds, die in Anleihen investieren, können in einer Niedrigzinsphase an Wert gewinnen, weil alte Anleihen mit höheren Zinsen wertvoller werden. Und auch Aktienfonds profitieren natürlich eher von einem positiven Börsenumfeld.
  • Krypto-Anlagen: Kryptowährungen sind schwerer einzuschätzen. "Rein theoretisch" könnten niedrigere Zinsen zu mehr Risikobereitschaft führen, was auch Anlageformen wie Bitcoin und andere Krypto-Werte betreffen kann. Andererseits haben die meisten Verbraucher, die in Krypto investieren (ganze speziell die, die auf Bitcoin setzen), für ihre Investition oft einen ausgesprochen langen Anlagehorizont geplant: Mindestens mehrere Jahre oder Jahrzehnte, teilweise auch: "für immer". Für diese Anlagestrategie ("kaufen und lange halten") sind kurzfristige Ereignisse wie Leitzinssenkungen marginal und nicht von Bedeutung – für den langfristigen Ausblick haben sie keine Relevanz.